Gespräch mit Dr. Isabel Zintl
Über Empowerment in der Architektur, die beiden Hälften unseres Ichs und ihre Fähigkeit, Brücken zwischen uns und der Welt zu schlagen.
Vor kurzem besuchte ich eine Lektion über die Bhagavad Gita, eines der großen Werke der religiösen Weltliteratur. Während der Redner die Stufen des inneren Wachstums erläuterte, betonte er mehrmals: Jeder, der wachsen möchte, bedarf eines Mentors, der den Weg bereits beschritten hat. Diese Form der zwischenmenschlichen Beziehung ist nicht nur auf spiritueller Ebene eine enorme Ressource. Wenn man sich als Part eines globalen und zusammenhängenden Ganzen betrachtet, kann das Teilen von Wissen und Erfahrung zur verbindenden Substanz werden, neue Ideen und Lösungen generieren. Dieser Aufgabe hat sich auch die Nachhaltigkeitsexpertin und Referentin Dr. Isabel Zintl verschrieben: Als Mentorin hilft sie Frauen in der Planung, einen neuen, bewussten und nachhaltigen Umgang mit ihrem Beruf und sich selbst zu finden.
Der Weg. Erfahrungen und Einflüsse
Deine Denkweise ist frisch, fließend, hat viele Layer. Welche Erfahrungen waren dafür ausschlaggebend?
Meine Sicht auf die Welt hat sich auf unterschiedlichen Ebenen und parallel in all meinen Lebensbereichen geformt. Besonders wichtige Aspekte habe ich im Rahmen meiner Promotion gelernt. Dank der Möglichkeit sich auf ein Thema fundamental einzulassen, stieß ich, je tiefer ich forschte, auf allgemeingültige Fragestellungen und stellte fest, dass meine Erkenntnisse unsere Strukturen teilweise selbst infrage stellen.
Meine Forschung widmet sich grundsätzlichen Themen wie das Verhältnis von Freiraum und Architektur, Horizontalität und Vertikalität. Ich habe auch viel mit den Händen und Materialien im experimentellen Modellbau gearbeitet. Eine meiner Schlüsselerlebnisse hatte ich durch die Arbeit an Tonmodellen. Es war eine Forschungsarbeit, doch ich habe dabei viel über das Leben gelernt: Ich hatte das Gefühl, eine Essenz berührt zu haben.
Heute kann ich benennen, was sich mir damals neben meinen Forschungsergebnissen eröffnete. Es ist möglich mit Hilfe des Körpers und Wahrnehmung Wissen zu generieren und zwar in einem gesetzten Rahmen, genau beobachtend und reflektierend im Zuge qualitativer Forschung. Soziologe Heinz Bude nennt dies in seiner Herangehensweise „Die Kunst der Interpretation“. Das war eine wirklich inspirierende Erfahrung. Bis dahin war Forschung für mich geradlinig, linear, einseitig und auch etwas trocken: Daten erheben, auswerten und fertig. Über diese Herangehensweise und Methodik eröffnete sich eine ganz neue sinnliche und komplexe Welt.
Das Wissen und Erfahrung, was ich heute als Mentorin vermittle, habe ich u.a. durch diese Arbeit mit dem Ton gefunden. Wir selbst sind nicht nur logisch und geradlinig, sondern weitaus komplexer und bestehen aus zwei ineinandergreifenden Hälften – dem Weichen, Musischen, Fließenden und gleichzeitig dem Klaren, Linearen und Strukturellen – und es ist enorm wichtig beiden Hälften genug Raum zu geben. Diese polare Logik spiegelt sich auch in den Schwerpunkten unserer Gehirn- und Körperhälften wider. Warum sollte man hauptsächlich nur eine Seite leben, wie wir es in unserer Gesellschaft häufig praktizieren? Ist doch schade.
Welche Auswirkungen hatten diese Erkenntnisse und Erfahrungen auf Dein Leben?
Ich habe mich intensiv mit der Polaritätslehre in der Architektur auseinandergesetzt und das wachsende Wissen hat sich zunehmend mit meinem privaten Leben verflochten. Nach einem Schicksalsschlag fing ich an mein bisheriges Leben zu hinterfragen. Warum mache ich das hier eigentlich alles? Warum arbeite ich so viel? So viel Stress – wofür?
Ich fing an mich dem Leben zuzuwenden, entschied mich immer mehr für Dinge, die mir wirklich Freude bereiteten, sowohl im Privatleben, als auch bei der Arbeit. Ich arbeitete deutlich weniger. Mit der Zeit verschob sich mein Wahrnehmungsfokus, ich erkannte wie sehr ich vorher etwas nachgeeifert hatte, immer weiter um den nächsten Karriereschritt kämpfte, wie wenig ich eigentlich all die Jahre gelebt hatte. Ich sah Seiten von mir, die ich nicht zugelassen hatte und verstand wieviel Weichheit, Sinnlichkeit und pure Lebensfreude es davor nicht gab. Den Höhepunkt erreichte diese Entwicklung als ich schwanger wurde.
Alle meine Anteile, welche in einer leistungsorientierten Gesellschaft und Architekturwelt wichtig sind, funktionierten plötzlich gar nicht mehr. Überschwemmt von weiblichen Hormonen und in einer komplizierten Schwangerschaft brach alles auseinander, ich konnte nicht mehr leisten wie davor. Es folgte eine Phase der Depression, ich musste mein Leben neu zusammensetzen. Ich musste auf einer ganz tiefen Ebene lernen, worüber ich mich definiere.
Ich erkannte wie sehr mein Selbstwert an meine berufliche Leistung geknüpft war und wie ungesund das eigentlich ist. Da rauszukommen war wirklich nicht einfach. Das ist auch ein Grund warum ich jetzt unter anderem als Mentorin arbeite, hauptsächlich für Frauen. Denn ich weiß, dass es sehr vielen so geht. Besonders Müttern und Frauen in der männlich dominierten Architekturwelt.
Welche Methoden und Praktiken haben Dir im Umgang mit Deinen Ängsten und Zweifeln auf Deinem Weg geholfen?
Mit der klaren Feststellung, dass ich natürlich immer noch an mir arbeite! (lacht)
Ich habe eine Therapie gemacht, die mir auch sehr geholfen hat. Doch viele Therapien arbeiten mit dem gesprochenen Wort, durch analysieren, erklären von Gefühlen, Erlebnissen. Gefühle kann man sich nach meiner Erfahrung als eine Art dreidimensionale Wolken vorstellen. Deshalb sehe ich viele Therapien – das ins Bewusstsein rufen – als ein Versuch aus diesen Wolken eine lineare Schur zu ziehen. Dich sind sie so komplex, dass es manchmal gar nicht vollumfänglich möglich scheint.
Ich habe angefangen einen unmittelbaren und authentischen Ausdruck zu suchen – über den Körper. Wie bei den Tonmodellen in meiner Forschung, nehme ich auch hier mehr die Rolle der Beobachterin ein und nehme genau wahr. Bei vielen Prozessen und Emotionen müsste man eigentlich nicht erst analysieren, also beginnen linear nachzudenken und Gedankenspiralen wie etwa „warum fühle ich mich jetzt nicht besser?“ zu entwickeln. Wirkliche Veränderung erreichte ich auf meinem Weg aus der Depression, als ich anfing meine gefühlten Landschaften im Moment zu lassen, meinen Körper als einen Verbündeten wahrzunehmen und die Komplexität, die ich fühlte, zum Ausdruck zu bringen, etwa durch intuitive Bewegungen, Sounds, Malen etc.
Therapie intellektualisiert, um zu verstehen und diesen Part kenne ich als Wissenschaftlerin sehr gut. Mir fehlte dabei der körperliche Part, das Intuitive und Weiche. Das kann man nicht intellektualisieren, sondern nur erfahren. Je mehr ich die weichen Anteile zugelassen und angenommen habe, desto mehr habe ich mich ganz gefühlt.
Orte der Stärke, Nähe der Natur
Du warst drei Jahre lang mit Deiner kleinen Familie auf Reisen. Wie war diese Erfahrung?
In diesen Jahren habe ich sehr viel über Räume gelernt. Ich war permanent draußen. Es gibt Studien die zeigen, dass viele unserer körperlichen und psychischen Beschwerden entstehen, weil wir uns hauptsächlich in geschlossenen Räumen aufhalten. Theoretisch weiß man, dass man viel an der frischen Luft sein sollte. Und tatsächlich hat es in mir so viel verändert, so lange Zeit draußen zu sein! Das Leben mit seinen Herausforderungen ist deutlich einfacher, wenn man in der Nähe der Erde schläft und draußen ist. Wie anders es ist, hätte ich mir nie vorstellen können: viel mehr Ruhe auf allen Ebenen, weniger Wehwehchen… wirklich faszinierend. Meine damals noch kleine Tochter wachte immer sehr früh auf. In einer Berliner Wohnung anstrengend, am Strand dagegen beglückend.
Für mich als promovierte Architektin war es natürlich eine sehr interessante Erfahrung, die mich viele unserer gängigen Sicht- und Gestaltungsweisen infrage stellen ließ.
Du lebst jetzt in Genua. Was zieht Dich hier an? Hat es mit Deinem inneren Wandel zu tun?
Ich bin natürlich als Planerin immer noch ein Freund der Städte. Das Faszinosum in Genua ist die Verbindung von so vielen unterschiedlichen Dingen und eine so enge Durchmischung mit der Natur – dem Meer und den Felsen. Obwohl ich vom Fach bin, kann ich das Wesen dieser wilden Stadt immer noch nicht durchdringen. Man spürt hier die Nähe einer authentischen Lebensart, einer großen Lebensbejahung. Wenn ich mir anschaue, wie ältere Menschen im Januar an den warmen Felsen am Stadtstrand liegen, sich mit ihren Badekappen ins kühle Nass werfen, dann ist es das Leben, was ich leben möchte.
Dazu kommt der Aspekt des Kulturellen: Genua als alte Hafenstadt bietet eine wirklich inspirierende Durchmischung. Ich habe hier mein Herz verloren. Wenn ich durch die engen hohen Gassen laufe, fühle ich mich wunderbar beflügelt.
Spielen also bestimmte Orte für Dich eine spezifische Bedeutung? In welcher Umgebung hast Du dich freier gefühlt?
Ja, Orte spielen eine sehr große Rolle, nicht nur im professionellen oder Forschungskontext. Ich glaube, es gibt Menschen, die als Satelliten recht unabhängig von ihrer Umgebung existieren können und Menschen, die sich einbinden: Sie fühlen stark, was in ihrer Umgebung passiert und dies übt Einfluss auf ihr Leben aus. Ich bin eher der zweite Typ, meine Umgebung hat einen großen Einfluss auf mich.
Während unserer Reisen waren wir viel in Südeuropa, unter anderem in Portugal unterwegs. Besonders dort habe ich Lebensentwürfe kennengelernt, die jenseits unserer gängigen Norm funktionierten, auch ohne Geld. Ich habe immer gedacht, ich könnte nicht überleben, wenn ich nicht arbeite oder dem folge, was von einem erwartet wird. Doch siehe da, die Menschen dort haben ganz wunderbar gelebt, ganz anders, aber sie schienen sehr erfüllt. Gerade der Süden von Portugal, das Ende der alten Welt, besitzt eine besondere Anziehungskraft und Atmosphäre. Dort roch es nach Freiheit, mit den großen Stränden und dem unkomplizierten Leben direkt am Meer. Ich kann nicht verneinen, dass all dies, diese besondere Landschaft und die unterschiedlichen, freien Lebensentwürfe Prozesse in mir in Gang gebracht haben.
Wir schliefen an Stränden, über uns der Vollmond. Es ist gar archaisch anmutend und berührend, wenn man mit anderen am Feuer sitzt und singt. Diese große Sonne, die im Aufgehen über dem Meer gefeiert wird. All dies war so unmittelbar, so unkompliziert und direkt. Dort habe ich ein tieferes Verständnis dafür entwickelt, wie sehr unser Leben und unsere Zivilisation, das vermeintlich Richtige und Falsche, vom Menschen konstruiert sind. Viel von dem was wir in unserer Gesellschaft, unseren Städten, unserer zivilisierten Umgebung mit Leuchtreklamen erzeugen, ist der Versuch dies zu kopieren: Die Einbindung in eine Gemeinschaft, die Verbindung mit der Natur. All das, was wir in unseren Städten machen, ist aber letztlich eine Kopie davon. Die Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit bleibt.
Hast Du in diesem Sinn auch dein Projekt Fonte della Luna gegründet?
Ja, der Projektraum in den italienischen Bergen in der Nähe des Meeres soll Verbindungen schaffen. Auf dem Land sind neben einem großen Garten und einem kleinen Steinhaus, mehrere Heilquellen, die ziemlich verwildert und vergessen waren. Wir möchten diesen besonderen Ort, das Quellwasser und die ganz besondere Atmosphäre zugänglich machen, etwa über Workshops oder Kurse.
Neue Brücken
Du hast auf Deinem Weg viele Brücken gebaut, wenn es um zwischenmenschliche Interaktion geht. Was waren dabei die größten Herausforderungen?
Am schwierigsten war für mich thematische Verbindungen aufzubauen, die durch die Forschungsergebnisse meiner Dissertation kamen – etwa die experimentelle Arbeit an Tonmodellen und parallel dazu die Entdeckung des Körpers, der Sinnlichkeit. Es war eine komplizierte Erfahrung nicht immer im Einklang mit der bisher gelebten und von den meisten als gut und richtig empfundenen Struktur zu gehen.
In den klassischen Promotionskolloquien habe ich des Öfteren meine Zuhörer aus der Fassung gebracht. Möglicherweise haben sie gespürt, dass Dinge, die ich sage und die nicht unbedingt ihrer Weltanschauung oder ihrer Vorstellung von Architekturforschung entsprachen, vielleicht stimmen könnten. Ich bekam oft Gegenwind, weil meine Zuhörer das Geläufige, Gelebte hätten infrage stellen müssen.
Doch auch in der Architekturforschung tut sich etwas. Als ich promovierte, gab es fast ausschließlich den „klassischen“, meist quantitativ fundierten Weg. Die Forschungslandschaft wird zunehmend offener, auch designbasierte Methoden finden Anklang. Insgesamt allerdings ist unsere Welt wohl noch sehr stark von der reinen Wissenschaft dominiert.
Und Deine schönsten Erlebnisse?
Ich habe die Brücken immer intuitiv gebaut und erkannte dabei immer, welches Potenzial dadurch entstehen kann. Als Wissenschaftlerin und ehemals ein „Kopfmensch“ hat meine Intuition noch vor einige Jahren keine große Rolle gespielt. Durch meine jetzige Vorgehensweise und meine Arbeit haben viele Menschen zusammengefunden. Sie treffen sich jetzt in verschiedenen Städten, tauschen sich aus, arbeiten gemeinsam an neuen Projekten oder gehen einfach zusammen in eine Ausstellung. Das finde ich beeindruckend. Ich bin den Weg früher immer allein gegangen, was sich einsam anfühlen kann. Das möchte ich nun möglichst vielen ersparen.
Heute sehe ich, dass ich auch mit den Eigenschaften, die ich neu gelernt habe, zu fühlen, dem Sinnlichen und Intuitiven, arbeiten kann. Dies geht wunderbar im Einklang mit dem Strukturierten und Linearen. Auf diese Weise kommt man viel einfacher weiter, beruflich und allgemein auf dem Lebensweg.
Nachhaltig anders – Die Abkehr vom Leistungsprinzip
„Working less than 40 hours is a revolution” – Deine Posts bringen die miserablen Verhältnisse in der Architektur-Arbeitswelt zur Sprache. Welche neuen nachhaltigen Wege siehst Du? Hast Du Wünsche für die Zukunft?
Ich möchte auf die Missstände in der Architektur aufmerksam machen, die nach wie vor als normal wahrgenommen werden. Da ich selbst diese Erfahrung machen musste, besonders als Mutter, möchte ich soweit es mir möglich ist, dazu beitragen, dass sich etwas ändert. Besonders für Frauen.
Viele sprechen inzwischen von der notwendigen Bauwende, da der Einfluss der Baubranche gerade, was den CO2 Ausstoß betrifft, immens ist. Aber wirkliche Nachhaltigkeit entsteht, wenn alle Parameter betrachtet werden. Erschöpft man permanent seine Arbeitskraft, ist das ebenso wenig nachhaltig.
Ein grundsätzlicher Paradigmenwechsel ist notwendig. Wir dürfen uns als Profession neu erfinden. Das heißt, wir müssten dabei alle Bereiche hinterfragen.
Nimmst Du denn einen Shift in Richtung Nachhaltigkeit in der Berufswelt wahr?
Ich habe das Gefühl, dass es auf vielen Ebene noch aussteht. Ich sehe aber auch, dass sich Sachen bewegen. Es melden sich sehr viele Menschen bei mir und sagen, dass sie so nicht weitermachen möchten. Einerseits aus moralischen Gründen, weil sie so nicht mehr bauen möchten, andererseits kündigen viele, weil sie die Situation im Architekturbüro nicht mehr aushalten.
Das ist wahr, Du wirst geradezu überflutet!
Der Bedarf ist riesig, deshalb teile ich mein Wissen in meinen Ausbildungen. Man sieht es bei der jungen Generation, die dem Leistungsprinzip nicht mehr folgen will. Sie wenden sich von der Heroisierung und Glorifizierung der Stararchitekten – meist Männern in schwarzen Pullis – ab.
Wenn man einst in ein Stararchitekten-Büro aufgenommen wurde, sagte man zu sich: „Ich leide jetzt zwei Jahre, dann habe ich eine tolle Referenz“. Ich habe mich jedoch an einem Punkt gefragt, wofür genau ich leiden soll. Macht es mich wirklich glücklicher? Warum mache ich das? Aus Angst? Weil ich später einen sicheren Job will? Für weitere berufliche Möglichkeiten?
Welche Veränderungen würdest Du als Mentorin und Dozentin bereits auf der Bildungsebene, im universitären Bereich, einführen?
Wenn man wirklich etwas verändern will, sollte man alle Eltern in Therapie schicken! (Lacht)
An der Uni würde ich generell auf struktureller Ebene Veränderungen anregen: Man müsste nicht nur Personen in Professuren berufen, die den „klassischen“ Weg gegangen sind, heißt durch sehr viel Leistung so erfolgreich wurden, dass man sie berufen hat.
Ich war selbst in mehreren Berufungsverfahren und habe im Prozess gesehen, dass man diejenigen einlädt, die den schlüssigsten, flüssigsten und von Leistung überfüllten Lebenslauf vorweisen und alles gleichzeitig gemacht haben müssen. Solch ein Weg, wie man sich vorstellen könnte, ist auch entbehrungsreich und sehr stressig, ich spreche aus Erfahrung. Berufen werden meist diejenigen Personen, die viel Härte an den Tag legen mussten.
Diese Härte – als Notwendigkeit für Erfolg – wird die berufene Person in der Folge auch an ihre StudentInnen weitergeben. Sie möchten das Beste für ihre Studierenden und ihr Weg ist logischerweise das Vorbild. Doch besonders für Frauen ist es schwierig. Häufig ist das Kollegium der Professoren noch mit Männern besetzt, ihre beruflichen Wege und Lebensentwürfe lassen sich kaum übertragen. „Gute Architektur entsteht nur in Blut, Schweiß und Tränen“, das habe ich oft gehört. Ist das noch zeitgemäß? Sicherlich nicht.
Stell Dir vor: Deine Tochter entscheidet sich Architektin zu werden. Wie wäre Deine Reaktion?
Ich glaube, dass man Kinder vor nichts bewahren kann und sie ihre eigenen Erfahrungen machen müssen. Meinem Kind würde ich sagen: schönes Studium, bis die geforderte überzogene Leistung! Ich würde ihr sagen, wie wichtig es ist, sich zu erlauben ihren eigenen Weg zu finden und sich viele verschiedene Meinungen anzuhören. Denn es gibt ja, wie wir wissen kein Richtig oder Falsch.
